Lothar Ohlmeier - bass clarinet
Isambard Khroustaliov - modular synthesizer & computer
Rudi Fischerlehner - drums
"Beschreibe in einfachen Wörtern nur die schönen Dinge, die dir in den Sinn kommen..."
Die Sintflut ist real, ebenso wie Kiribati. In unserem kollektiven Somnambulismus haben wir eine Situation geschaffen, in der ein tief liegendes Atoll im Pazifik bald von Polareis überflutet wird, das wir zum Teil abschmelzen, indem wir Fotos auf Instagram hochladen. Ein reales Inselparadies, das von einer virtuellen Flut von Urlaubs-Selfies überschwemmt wird.
Die Auswirkungen der Hypertide sind weder in ihrer Dimensionalität begrenzt, noch werden sie durch das bevorstehende Verschwinden Kiribatis gemildert. Die Hypertide wird weiter wüten und sowohl das Reale als auch das Virtuelle in dem ertränken, was der Philosoph und Informatiker Jaron Lanier als "eine riesige pointilistische Spucke" von plattformsterilisierten Medien beschrieben hat, die jeglicher Geschichte oder Kultur beraubt wurde, durch die sie einst Bedeutung gehabt haben könnte.
Diese Flut der Bedeutungslosigkeit, die sich in den Statistiken über Likes, Shares und Playcounts in sozialen Medien abbildet, wird mitunter am stärksten von der Musikwelt gefördert. Nach der Weisheit der "Schwarmintelligenz" und ihrem "im Internet ist jede Musik gratis"-Versprechen, wird die Vielfalt der Musikkultur nun durch die Interessen des Risikokapitals erdrosselt, so dass viele ihrer eigenwilligsten Vertreter nicht mehr in der Lage sind, von ihrer Arbeit zu leben.
Dabei hatte die Beziehung zwischen Musik und Technik einst vielversprechend begonnen: im Sog der Experimente und Visionen des 20. Jahrhunderts gab es einst einen wilden Optimismus in Bezug auf den Einsatz neuer Technologien in der Musik, sei es in der Verwendung neuer elektronischer Instrumente im Jazz, in der Produktion von Pop und Dance-Musik, oder in der Anwendung von frühen Computern zum Herstellen synthetischer Klänge in der Neuen Musik. „Hypertide over Kiribati“ ist unsere persönliche Suche nach einer Version dieses Optimismus angesichts der anonymisierenden Kraft des Plattformkapitalismus in der Musik. Unsere Musik will ein Affront sein gegen eine Bedeutungslosigkeit, die dieses Erbe zu verharmlosen, zu spalten und zum Schweigen zu bringen droht. Wir versuchen alternative Zugänge für die Symbiose von Mensch und Maschine im Musikschaffen zu finden und zu erforschen, in der Hoffnung, dass sie andere dazu inspiriert, nach neuen Horizonten zu suchen und diese Suche fortzusetzen."
Isambard Khroustaliov auf not-applicable.org
Lothar Ohlmeier auf lotharohlmeier.com
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